Zisterzienserinnen,
Filiationen der Abtei Kamp sowie Beziehungen einzelner Klöster zur Abtei Kamp
Der westdeutsche und niederländische Raum weist eine reiche Klosterkultur auf. Die Abtei Kamp betreute bis in das 16.Jahrhundert hinein bis zu 15 Zisterzienserinnenklöster gleichzeitig (Quelle: Kamper Chronik, Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein, 20, S. 279-301), und zwar die Klöster Saarn, Eppinghoven, Roermond, Ter-Hunnepe (Deventer), Servatius (Utrecht), Duissern, Sterkrade, Benninghausen, Schledenhorst, Fürstenberg, Graefenthal, Leeuwenhorst, Marienthal (bei Utrecht), Welver und Bersenbrück. Diese Klöster waren in den Orden inkorporiert. Im Laufe des 15.Jahrhunderts schied das Kloster Bersenbrück aus dem Filiationsverband aus. Die Klöster wurden zum Teil in einer Zeit gegründet, in der die Aufnahme in den Orden verboten war (Verbot von 1228). Sie konnten aber inkorporiert werden, wenn die verschärften Aufnahmebedingungen erfüllt waren bzw. der Papst oder die Kurie eine Aufnahme angeordnet hatten. Die Aufnahme eines Frauenkovents in den Orden hing von der Gewährung bzw. Nichtgewährung der bischöflichen Exemtion ab. Das führte zu einem Nebeneinander von inkorporierten und nichtinkorporierten Klöstern, die jedoch beide durch die Schutzversprechungen von Papst und Bischöfen sowie der weltlichen Landesfürsten gleiche Rechte und Privilegien besaßen. Seit der 2.Hälfte des 16.Jahrhunderts traten infolge der Reformation sowie durch den Wechsel der Paternität Veränderungen ein. In den Niederlanden wurden die Klöster Servatius, Marienthal, Leeuwenhorst und Ter-Hunnepe in protestantische Damenstifte umgewandelt. Das Kloster Roermond wurde der Abtei Val-Dieu und das Kloster Benninghausen der Abtei Marienfeld unterstellt. Die Klöster Mariengarten, Burbach und Dalheim kamen unter die Aufsicht der Abtei Kamp, die in den beiden letzten Jahrhunderten vor der Säkularisation nur noch 10 Frauenklöster zu betreuen hatte.
Mehrere Frauenklöster, die nicht der Abtei Kamp unterstellt waren, kamen aber mit dem Kamper Abt als Ordensvikar für den Niederrhein und Westfalen im Verlauf der Klosterreformen im ausgehenden 15. und 16. Jahrhundert in Berührung. Die Kamper Chronik berichtet über Reformen in den Klöstern Holthausen (1483), Netze (1487) und Leeden (1491), die in Zusammenarbeit der Reformäbte mit den regionalen Landesherren stattfanden. Diese Klöster waren nicht in den Orden inkorporiert (s. Linneborn: Die westfälischen Klöster des Cistercienserordens) und von diözesanen Instanzen abhängig, jedenfalls gibt es keine anderen Nachrichten. Die Reformen in Netze und in Leeden führten zur Inkorporation der beiden Klöster durch den Kamper Abt Heinrich von Kalkar, der dazu vom Generalkapitel ermächtigt war (Quelle: Kamper Chronik, S.343, 346). Die Reform in Holthausen führte zumindest zur Unterstellung des Klosters unter die Aufsicht der Abtei Marienfeld (Quelle: Kamper Chronik S.341), die seitdem die Beichväter bestellte (Quelle: Germania sacra, Marienfeld S.183/184). Ob auch eine Inkorporation erfolgte, läßt sich nicht feststellen. Die Reform in Holthausen im Jahre 1598 wurde auf Veranlassung des Fürstbischofs Dietrich von Fürstenberg vom Kamper Abt Gotfried Draeck eingeleitet, der die Ausführung auf die Äbte von Hardehausen und Marienfeld deligierte.
Das nichtinkorporierte Kloster Wormeln wurde durch eine Reform 1505 und durch die Unterstellung unter die Aufsicht der Abtei Marienfeld aus der diözesanen Abhängigkeit herausgelöst. Beichtväter aus Marienfeld sind für das 16.Jahrhundert belegt (Quelle: Germania sacra, Marienfeld S. 188/189), jedoch fehlen Nachrichten über eine Inkorporation. Der Kamper Abt Godefried Draeck unterstellte im Auftrag des Generalkapitels das Kloster Wormeln im Jahre 1593 der Abtei Hardehausen. Das Kloster Coesfeld unterstand der Abtei Marienfeld. Der Kamper Abt Laurentius Brever verbot 1620 in seiner Funktion des Ordensvikars der Äbtissin des Klosters Coesfeld, die Klostergebäude den Jesuiten zu verkaufen.
Kloster St.Servatius (Utrecht)